Giesensdorfer Grundschule

Chronik der Giesensdorfer Grundschule

Wenn die Giesensdorfer Grundschule im Juli 1998 ihr 125jähriges Jubiläum feierte, so ist das historisch gesehen eher etwas untertrieben.

Schule bzw. Unterricht fand hier schon viel früher statt, wenn auch unter Bedingungen, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Von einem Schulwesen im eigentlichen Sinne kann man vor Beginn des 19. Jahrhunderts kaum sprechen.

Zwar hatte schon Friedrich der Große das „General-Landschul-Reglement“ erlassen, dies blieb jedoch im Großen und Ganzen nur auf dem Papier. Noch im Jahre 1851 heißt es über die Schule in Giesensdorf:

Sie befindet sich nicht in blühendem Zustand …
Sehr viel ist hierbei auf Rechnung der seit Jahren eingerissenen, über alles Maß hinausgewachsenen Schulversäumnis während des Sommers bis tief in den Herbst hinein zu setzen.
Nur ein kleines Häuflein bleibt im Sommer der Schule getreu, die Masse verliert sich zu häuslicher und ländlicher Beschäftigung, teils auch zu Fabrikarbeit.

Die Anfänge: 1776 bis 1843

Lehrer waren im Allgemeinen die Küster der Gemeinde, von denen große Leistungen nicht unbedingt erwartet werden konnten, da sie häufig dem „Handwerkerstande“ entstammten, gewöhnlich dem des Schneiders.

Zudem war ihr Einkommen so gering, dass sie sich einen Nebenverdienst suchen mussten. Auch die Versorgung der aus dem Amt entlassenen Lehrer war mehr als kümmerlich, sodass die Küster bzw. Lehrer so lange wie möglich im Amt zu bleiben bemüht waren.

In Giesensdorf verwaltete Ludwig Stechert das Amt des Küsters von 1776 bis 1834.

Über ihn hieß es im Jahr 1823:

Dieser siebzigjährige Greis leistet, was er kann, ist aber freilich bei aller seiner Gutmütigkeit und Treue nicht viel.

Dennoch blieb er noch ein weiteres Jahrzehnt im Amt. Er wie auch sein Schwiegersohn und Nachfolger Pascal betrieben mit großem Erfolg die Seidenraupenzucht.

Im Jahr 1856 standen auf den Dienstgrundstücken 100 Pflänzlinge, 41 Standbäume und 60 ältere Maulbeerbäume, sodass an den Kaufmann Heese, der in Steglitz eine große Seidenfabrik errichtet hatte, Seidenraupenkokons mit einem Gewinn von 38 Talern 20 Groschen verkauft werden konnten.

1873 – Niederschrift der Chronik

Am 1. April 1873 erhielt mit Bernhard Friedrich Füllgraf zum ersten Mal ein ausgebildeter Lehrer das Amt des Küsters in Giesensdorf. Mit diesem Datum beginnt auch die Schulchronik, deren erste Seiten hier in Auszügen wiedergegeben werden sollen:

„Der erste Küster zu Giesensdorf, von dem wir etwas wissen, war Andreas Kotzte; er starb 1609.
Ihm folgte Burchard Hertzberg bis 1635. Dessen Nachfolger war David Hertzberg.
Um 1671 wird ein Küster Christian Brunsch erwähnt, um 1688 Jürgen Schultze.
Von 1722 bis 1725 war Karl Plötze Küster. Sein Nachfolger war Johann Georg Plötze bis 1770.
1772 übernahm Johann Ludwig Becker das Amt. Er starb nach langem Siechtum 1776 in seinem 60. Lebensjahr.
Sein Schwiegersohn Ludwig Stechert verwaltete dann das Amt bis 1834.
Ein Denkstein für ihn und seine beiden Frauen befindet sich auf dem Giesensdorfer Kirchhofe.
Stecherts Nachfolger war Pascal bis Ende des Jahres 1872.

Giesensdorf ab 1872

Über den Ort Giesensdorf steht in der Chronik:

„Der Schulort Giesensdorf bestand bis zum Jahre 1872 aus einem Rittergute, 8 Bauerngütern, 1 Kossätengut, der Pfarre, der Schule, zwei Schmieden, 2 Schankwirtschaften und einigen anderen Häusern. In der Gründerperiode 1871-72 wurde das Rittergut parzelliert, auch wurden 7 Bauerngüter und das Kossätengut als Bauterrain verkauft. An der Anhalter Bahn waren bis zum 1. April 1873 der Bahnhof und etwa 15 Villen erbaut; außerdem stehen in der Schwatlow Str. 3 Villen. Die Bevölkerung wird etwa 300 Seelen betragen …
Das Schulhaus (Berliner Str. 4) ist ein kleines einstöckiges, sehr altes Gebäude aus Holz und Lehm erbaut und mit Rohr gedeckt. Es enthält die Lehrerwohnung, bestehend aus 2 heizbaren Stuben, Kammer, Küche und Keller.
Das Schulzimmer ist ein höchst dürftiger, ungesunder Raum von etwa 5m Länge und Breite und 2 1/2 m Höhe.
Die kleinen Fenster spenden ein sehr spärliches Licht, und der schwarze Kohleofen erwärmt das Zimmer im Winter höchst ungenügend, so daß bei strenger Kälte oft eine sehr wenig behagliche Temperatur herrscht.
Die alten Subsellien und das aus rohen Brettern gezimmerte Katheder vollenden das Bild der Dürftigkeit.
Ebenso mangelhaft ist der ganze Lehrapparat. Die wenigen vorhandenen Bücher und Karten sind meist zerlumpt!
Indessen hat die Gemeinde auf Antrag des Lehrers Füllgraf sofort Mittel bewilligt, damit die notwendigsten Sachen als da sind: ein Schulschrank, ein Globus, eine Geige, einige Karten und Bücher etc. neu beschafft werden können. Ebenso dürftig steht es mit den Lernmitteln.
 
Die Kinder besitzen nicht einmal ein Lesebuch, nur wenige zerlumpte Exemplare des Kinderfreundes von Preuß und Wetter sind vorhanden, welche von den Kindern in den Lesestunden benutzt werden …

Lehrer Füllgraf mit seiner Klasse im Jahr 1877

Bis zum Jahr 1877 stieg die Schülerzahl auf ca. 100 an, die nach wie vor unter den o.g. Bedingungen unterrichtet wurden.

Am 1. Oktober 1877 wurden die Gutsbezirke Giesensdorf und Lichterfelde unter dem Namen Groß-Lichterfelde zu einer politischen Gemeinde vereinigt, die von „Herrn von Karsten“ den Gutshof und den Garten des Rittergutes Giesensdorf zum Geschenk erhielt, unser heutiges Schulgrundstück.

„Am Ende des Jahres 1877 schlug endlich für die Schule die Stunde der Erlösung aus dem engen, dumpfen Raume. (…)
Das vorhandene Wohnhaus/Berl.Str.2/ ein einstöckiges, größtenteils massives, mit Ziegeln gedecktes Gebäude wurde bestimmt, vorläufig die Schule aufzunehmen. (…)
Es wurden darin 2 Klassenzimmer von 7,50 m Länge, 5 m Tiefe und 8,50 m Länge und 4,75 m Tiefe und 3,20 m Höhe und 2 Lehrerwohnungen hergerichtet. (…)
Die Übersiedlung der Schule fand Ende Nov., der Umzug des Lehrers Füllgraf Mitte Dezember statt. Aus der früheren Meiereiwohnung wurde ein Wirtschaftsgebäude hergestellt, in welchem sich zugleich die Aborte befinden. Ein Stallgebäude wurde ganz niedergelegt, ein anderes nebst der Scheune blieb stehen.“

1878

Im Jahr 1878 wurde ein zweiter Lehrer angestellt, die I. Klasse mit 47 Schülern hatte 20 Stunden, die II. Klasse mit 64 Schülern 26 Stunden Unterricht.

Im Lauf der folgenden Jahre stieg die Schülerzahl kontinuierlich an, so dass 1883 nunmehr 4 Lehrer etwa 250 Schüler in vier Klassen unterrichteten. In diesem Jahr wurde ein neues, an der Straße stehendes Schulhaus mit 2 Klassenzimmern erbaut und am 15. Oktober eingeweiht und bezogen. (Dieses Schulhaus wurde 1963 abgerissen.)

Der Schulbetrieb wurde aber auch von anderen Gegebenheiten beeinflusst:

„Im October 1883 erkrankte Füllgraf an der Diphteritis. Gleichzeitig lagen seine beiden Kinder an Scharlach darnieder. (…) Auf Anordnung der Polizeiverwaltung mußten sodann die 1. und die 4. Klasse, weil die Zimmer derselben sich mit der Wohnung des Lehrers Füllgraf auf einem Flur befinden, in der Woche vom 22.-27.Oct. geschlossen werden.“

Auch Ausflüge hatten ein anderes Gesicht als heute.

„Am 11. Sept. (1883) unternahmen die Lehrer Füllgraf und Möwisch mit 120 Kindern auf 12 Wagen, die von den Besitzern unentgeltlich gestellt wurden, einen Ausflug nach dem Zoologischen Garten in Berlin. Vom herrlichsten Wetter begünstigt war dieser Ausflug für Eltern und Kinder ein großer Freudentag.“

Entwicklung bis 1894

Zu dieser Zeit muss man sich den Süden Lichterfeldes wohl noch als „unwegsame märkische Sandwüste, dessen traurige Finsternis durch wenige Petroleumlampen unterbrochen wurde…“ vorstellen.

Es gab kaum befestigte Straßen. Selbst die Berliner Straße (heute Ostpreußendamm) „war ein von hohen, alten, in der Dämmerung gespenstisch wirkenden Pappeln umsäumter Weg, der zwar für Reiter einen idealen Tummelplatz darstellte, für das Fußvolk aber nur mit Schaft- und Wasserstiefeln passierbar war.“

Die einzige Verkehrsverbindung waren die Bummelzüge der Anhalter Bahn.

Erst im Jahr 1888 wurde eine Dampfstraßenbahn vom Kranoldplatz über die Berliner Straße nach Teltow eingerichtet. Diese Bahn hatte bei Steigungen jedoch Probleme und erhielt daher folgerichtig den Spitznamen ‚Lahme Ente‘.

Am 1. Oktober 1889 wurde der Lehrer Füllgraf zum Hauptlehrer ernannt und übernahm von diesem Tage an die Leitung der Schule.

Am 5. Januar 1891 wurde die südwestliche Hälfte des neuen großen Schulhauses (unser heutiger Altbau) eingeweiht und bezogen, die Schule hatte nun 333 Schüler in 6 Klassen. Parallel zur Entwicklung der Einwohnerzahl Lichterfeldes (1890: 8745 Einwohner, 1900: 23 527 Einwohner) stieg die Schülerzahl der 1. Gemeindeschule stetig an.

Der rechte Flügel des großen Schulhauses wurde 1892/93 erbaut, sodass im Jahr 1895 in 9 Klassen 566 Kinder unterrichtet wurden, seit 1893 übrigens überwiegend in reinen Jungen- bzw. Mädchenklassen. Die erste Lehrerin trat 1894 ihren Dienst an.

Schülerbericht von 1896

Aus dieser Zeit stammt der folgende Bericht eines Schülers unserer Schule:

„Am Donnerstag, dem 5. April 1896, hatte ich folgendes Erlebnis: Um dreiviertelzwei nachmittags betrat ich den Giesensdorfer Schulhof zum zweistündigen Unterricht. Dort stand Hauptlehrer Füllgraf vor seiner Wohnungstür mit einem breitschultrigen Herrn.

Ich wurde hinzugerufen, zum 12. Geburtstag gratuliert und mit einem Waschkorb der Frau Füllgraf ausgerüstet; grade kam auch mein Mitschüler Erich Ehlert hinzu.

Herr Füllgraf befahl uns beiden in markiger Tonart: „Nehmt den Waschkorb und begleitet hier den Herrn Doktor.“

Es ging in die Bismarckstraße (heute Morgensternstr.) zu einem in braunbunten Klinkern erbauten neuen Eckhaus. Dort stand ein Möbelwagen mit Einzugsgut. Vornan sah man darin reihenweise – dicht bei dicht – Büchlein in etwa Handtellergröße. (…)

Im ersten Zimmer hochparterre hatten wir die Bücher … in sehr breite Regale einzuordnen. Nach anderthalb Stunden waren wir fertig, bekamen jeder einen blanken ‚Fünziger‘ und zogen beglückt ab zum Schulhof. (…)

Eine Woche danach las ich im Vorbeigehen auf einem Emailleschild des neuen Hauses: ‚Dr. Robert Koch‘. „

(Bericht von Carl Kliemann, geb. 5.4.1884)

Aus dem Schulleben 1896 – 1897

„In dem Schuljahr 1895/96 war die Schule auf 12 Klassen angewachsen. Da aber die I. Gemeindeschule nur 11 Klassenzimmer besitzt und mit jedem Jahr die Errichtung neuer Klassen notwendig wird, so wurde 1895 eine Schule III in der Kastanienstr. erbaut.“

157 Schüler wechselten im April 1896 an die neuerbaute Schule, hier verblieben 11 Klassen mit 465 Schülern.

„Am Freitag den 5. Juni (1896) unternahmen die I. und III. Gemeindeschule gemeinschaftlich einen Ausflug nach Klein-Machnow, Restaurant Türk.

Die Kinder der Ober- und Mittelklassen machten den Weg zu Fuß, während die Kinder der Unterklassen mit der Dampfbahn befördert wurden. Das Wetter war sehr warm und schön, nur waren die Wege sehr staubig.

Am Nachmittag marschierten die Schulen unter Vorantritt einer von Herrn Türk gestellten Kapelle in den Wald, um dort zu spielen. Ein heraufziehendes Gewitter machte dem fröhlichen Treiben sehr bald ein Ende. Kinder und Erwachsene begaben sich nach dem Lokal zurück.

Am Abend wurde jung und alt durch die Dampfbahn nach Hause befördert. So verlief die Partie doch noch in befriedigender Weise.

In jedem Jahr wurden auch „patriotische Feste“ gefeiert, so wurde z. B. „die Feier des 100jährigen Geburtstages Sr. Majestät des hochseligen Kaisers Wilhelm des Großen … in einer der Bedeutung des Tages entsprechenden Weise begangen. (…)

Am Dienstag dem 23. März (1897) fiel der Unterricht aus. Am Nachmittag dieses Tages um 4 Uhr wurde im Saale des Restaurants Hohenzollern-Garten (Berliner Str. 130) für die Kinder der Schule von Lehrern, Lehrerinnen und Schülern das Festspiel ‚Unser Kaiser Wilhelm‘ aufgeführt. Um 7 Uhr wurde die Aufführung für Erwachsene wiederholt. (…)

Leider fand das Fest einen sehr traurigen Abschluß, indem ein Mädchen, Minna H., vom Herzschlage getroffen wurde und auf der Stelle verstarb. Der eiligst herbeigerufene Arzt nahm zwar Wiederbelebungsversuche vor, die aber keinen Erfolg hatten. Tief erschüttert verließ die vorher so froh gestimmte Festversammlung das Lokal.“

1903

Am Himmelfahrtstag 1897 beteiligte sich die Schule … „an der für unseren Ort bedeutungsvollen Feier der Grundsteinlegung für die Kirche auf dem Wilhelmsplatz “ (heute Oberhofer Platz).

Auch uns seltsam anmutende Ausflüge fanden statt:

„Am 2. Sept. (1898) unternahmen die Lehrer Füllgraf, Löwisch und Kuhlbrodt mit 74 Knaben einen Spaziergang nach Groß-Beeren. Das Schlachtfeld wurde besichtigt, und die Vorgänge der Schlacht wurden den Kindern erzählt.“

Im Schuljahr 1902/1903 hatte die Schule 487 Schüler in 11 Klassen. Die auf dem Schulgrundstück befindliche Scheune wurde in einen Turnsaal umgebaut und ab 1902 wurde der Turnunterricht für die Mädchenklassen I-IV obligatorisch eingeführt.

Zum 1. April 1903 trat der Lehrer Richard Lehmann seinen Dienst in der 1. Gemeindeschule an.

Von ihm stammt die folgende Schilderung:

„Noch immer sehe ich am Eingang des Schulhauses den alten Schuldiener (heutzutage Hausmeister genannt) im Schmuck seines langen grauen Vollbartes. Auf der Nasenspitze sitzt schief der Kneifer, durch den er auf seine Taschenuhr in der linken Hand blickt. Die Rechte hält eine große Ausruferglocke, die das Zeichen zum Schulbeginn geben soll. Nun führt der Brave einen schweren Kampf zwischen harter Pflichterfüllung und milder Nachgiebigkeit, die ihn veranlaßt, eine halbe Minute zuzugeben zu Gunsten derer, die mit Mühe und Not den Hof erreichen, wenn Vater Schnelle mit seiner Schelle das letzte Signal zum Angriff gibt.“

1907 – Abschied von Rektor Füllgraf

Abschiedsgeschenk für Rektor Füllgraf nach 34 Dienstjahren
Am 31. März 1907 trat Rektor Füllgraf in den Ruhestand, sein Nachfolger wurde Rektor Knospe.
In den folgenden Jahren stieg die Schülerzahl bis auf 640 Schüler in 15 Klassen an.
Mit Beginn des 1. Weltkriegs im Sommer 1914 wurden viele der Lehrer „zu den Waffen“ gerufen, so dass der Unterricht reduziert werden musste.

„An den Veranstaltungen der Kriegshilfe und Liebestätigkeit nahm die Schule lebhaften Anteil. Gern und willig gaben die Kinder und Lehrer Beiträge für das Rote Kreuz, (…), für Liebesgaben an schlecht bedachte Regimenter, für Schokolade und Zigarren. (…)

Die Kinder wurden oft über richtige und sparsame Ernährungsweise unterrichtet. Es wurde fleißig gestrickt. Bis Ende März wurden fertig gestellt:375 Paar Strümpfe, 62 Ohrenwärmer, 17 Pulswärmer, (…)“

Kohlemangel führte zu ‚Kälteferien‘ und weiterem Unterrichtsausfall, die Oberklasse wurde zu Kriegshilfsarbeiten wie Laubharken und Brennesselsammeln herangezogen.

Die Jahre 1919 bis 1937

Ein normaler Schulbetrieb begann erst wieder 1919.
Viele Schüler nahmen in dieser Zeit an der Quäkerspeisung bedürftiger Kinder in der Schule teil.
Im Jahr 1924 wird die Schule zum ersten Mal als 10. Gemeindeschule erwähnt. Mit dem Schuljahr 1926/27 endet der erste Band der Schulchronik, der mehr als fünfzig Jahre der Entwicklung dieser Schule dokumentiert. Die Schule hat in diesem Schuljahr 12 Klassen, das Kollegium besteht aus den Herren Knospe, Schubert, Schulze, Warney, Gohlke, Krieg und Nähring sowie den Damen Kuschmann, Werner, Kracht und Hubert.
Dampferausflug im Jahr 1937
Die folgenden Jahre scheinen schulischer ‚Alltag‘ zu sein, zu dem Dampferausflüge nach Nedlitz, Weihnachtsfeiern für die Eltern und Feiern zum Verfassungstag gehören. Das Kollegium befasst sich in Konferenzen mit Themen wie der Verbesserung der Zusammenarbeit mit den höheren Schulen, Angleichung von Rechenverfahren und Aufsatzerziehung.
Für den Geschichtsunterricht wird im Jahr 1930 angestrebt „die Menschen zum selbständigen Denken, also auch zum politischen Denken (zu erziehen). Menschen, die selbständig denken können, laufen nicht jedem Schlagwort nach. Der Geschichtsunterricht soll auch im Sinne der Volksversöhnung gegeben werden, denn Haß gegen die Ausländer hat Haß gegen die Volksgenossen zur Folge, die der eigenen Ansicht entgegenarbeiten.“

1933 bis 1938

Die Jahre 1933 bis 1938 erscheinen in der Schulchronik eher belanglos, umso aufschlussreicher ist die Lektüre der Konferenzberichte.

Im März 1933 enthält der Konferenzbericht die folgenden Verfügungen, die die politischen Veränderungen und Absichten jener Zeit (unabsichtlich!) deutlich dokumentieren:

„Auf die vom Bezirksamt Wedding veranstaltete Heinrich-Zille-Ausstellung in den Räumen des Warenhauses Tietz, Chausseestraße kann aus pädagogischen und moralischen Rücksichten nicht hingewiesen werden. Eine Besichtigung der Ausstellung durch Schulklassen hat zu unterbleiben.

Die Lehrerschaft wird auf die hohe Bedeutung des Luftschutzes zur Weckung des Gemeinschaftsgefühls hinzuweisen sein. Der Luftschutzgedanke ist in geeigneter Weise zu fördern.“

Und bereits im August 1933 wird im Laufe einer Konferenz ein ausführlicher „Vortrag über Luftgefahr“ mit detaillierter Beschreibung verschiedener Bombenarten gehalten. Lehrer Schubert, der immerhin seit 1922 an der Schule war, wird zum 30.4.33 „beurlaubt“, ohne dass ein Grund genannt wird. Auch die im August 1933 herausgegebenen „Richtlinien für den Geschichtsunterricht“ sprechen eine deutliche Sprache mit Begriffen wie Daseinskampf, Wende des deutschen Schicksals, opferwillig.

„Bei der Behandlung des Kapitels ‚Auslandsdeutschtum‘ soll größter Wert auf das Thema ‚Was wir verloren haben‘ gelegt werden.“

Für die Turnhalle wird eine Hitlerfahne angeschafft, im September 1933 findet ein Vortrag über Hitler statt und nach einer Verfügung über die Beziehungen der Schulen zur Hitlerjugend „sind in Zukunft 2-3 Tage aufgabenfrei zu lassen“.

Die Schülerbücherei darf nur noch ‚genehme‘ Werke enthalten. Eine „Nachprüfung der Versetzung … ist zulässig in Fällen, wo das Klassenziel nicht erreicht wurde wegen leidenschaftlicher Teilnahme an der nationalen Erhebung u. wegen längerer Grippeerkrankung.“

Von 1934 an ist „in allen Unterrichtsfächern … auf den Luftschutz Bezug zu nehmen. So lernen die Kinder das Luftschutzgesetz kennen und tragen das Verständnis ins Elternhaus.“

Der einzige Schüler jüdischen Glaubens verlässt zum 1.8.1935 die Schule.

Im März 1936 geht Rektor Knospe in den Ruhestand, ihm folgt Rektor Grapentin.

1939 bis 1945

Der Schulbetrieb scheint vorerst ’normal‘ weiterzugehen, mit Sommerabschiedsfest und Dampferfahrt zum Müggelsee.

Das ändert sich im August 1939, als ein Teil des Schulgebäudes mit zwei Kraftfahrkolonnen belegt wird. Bis zum 30. 8.1939 fällt der Unterricht aus.

„Am 28.8. rückten die Kolonnen ab und das 4-Klassenhaus wurde freigegeben. Die Turnhalle wurde weiter zur Aufbewahrung von Stroh benutzt. …

Am 31.8. war Unterricht. Vom 1.9. bis einschließlich 9.9. fiel er wieder aus. Während dieser Zeit bewachte das Kollegium in Gruppen von je 3 Personen Tag und Nacht das Schulgrundstück. …

Da in der Schule keine vorschriftsmäßigen Luftschutzräume vorhanden waren, fand der Unterricht vom 18. – 20.9. von 13 – 17.30 in Schule 12 statt. …

Es wurden häufig Alarmübungen veranstaltet.“

Vom Oktober 1939 an fand der Unterricht teils im Schillergymnasium, teils wieder in Schule 12 statt, und zwar wegen Heizschwierigkeiten nur in beschränktem Maße.

Von Mai – September 1940 stand wieder das eigentliche Schulgelände zur Verfügung, danach siedelte die 10. Schule in das Gebäude der 12. Schule in der Kastanienstraße über.

„Im Winter 1941/42 wurden wegen Kohlennot die Klassen nicht geheizt. Die Kinder kamen nur für kurze Zeit her, um ihre Schularbeiten vorzuzeigen und neue aufzubekommen. …

Wegen der Bombengefahr sollten die Schulen nach Möglichkeit aus Berlin entfernt werden, und die 10. Schule kam am 23.8.42 nach Rössel in Ostpreußen. …

Vom 1.9.43 an wurde kein geregelter Schulunterricht mehr erteilt, sondern nur Schulappelle abgehalten. …

Am 1.1.1944 brannte durch nächtlichen Bombenangriff die Wohnung des Schulhausmeisters in Schule 10 nieder und wurde nicht wieder aufgebaut. Die Landesschützen ließen über dem Erdgeschoß ein hölzernes Notdach errichten. …

Wegen Gefährdung Ostpreußens durch die Russen wurden die 10. und die anderen in Rössel befindlichen Berliner Schulen nach Sachsen verlegt. …

(1944) An Stelle der Schulappelle wurde nationalpolitscher Untericht eingeführt, an dem alle in Berlin anwesenden Kinder teilzunehmen hatten. Die Themen und Merksätze für diesen Unterricht waren für alle Schulen Berlins einheitlich und wurden ihnen monatlich zugestellt. …

Die Beteiligung an dem nationalpolitischen Unterricht war trotz aller Maßnahmen zur Hebung des Schulbesuchs gering. Wir drangen auch nicht auf das Kommen der Kinder. Von 10 Uhr vormittags an war meistens Alarm, zeitweise sehr schwere Angriffe. …

Am 25.4.1945 wurde Lichterfelde von den Russen eingenommen. Im Mai 1945 wurde mit der Reinigung und Instandsetzung der 10. Schule begonnen. In zweitägiger Arbeit wurde unter Leitung der Russen die von den Landesschützen hinterlassene Munition gesammelt und gesprengt. Herr Krieg, der Jahre hindurch die Rektoratsgeschäfte erledigt hatte, wurde zum kommissarischen Rektor der 10. Schule ernannt.“

1945 bis 1949

Vom Sommer 1945 an fand also wieder Unterricht im angestammten Schulgebäude statt.

„Nach der Kapitulation war zunächst der gesamte Lehrkörper entlassen; es wurden die politisch nicht belasteten Lehrkräfte wieder eingestellt. …

Es mußten eine Reihe von Hilfslehrkräften, z. T. ohne jede pädagogische Vorbildung, in den Dienst gestellt werden. …

Evakuierte Kinder strömen in steigender Zahl mit ihren Eltern zurück in ihre Heimat, dazu kommen viele Kinder, deren Eltern aus dem zerstörten Stadtinneren an die Peripherie gezogen sind. Dazu kommen auch Kinder von Ostflüchtlingen, obwohl für diese der Zuzug nach Berlin durch Beschluß der alliierten Kommandantur bald gesperrt wird. Das durch Beschuß zum Teil zerstörte Dach des Haupthauses wurde im Laufe des Spätsommers repariert.

Glas zur Wiederherstellung der Fenster stand nicht zur Verfügung. Notdürftig wurden unter Leitung der Lehrkräfte einige Klassen einigermaßen wetterfest gemacht.“

Im Herbst wird wieder in die Kastanienstraße umgezogen, wo im wöchentlichen Wechsel vor- und nachmittags unterrichtet wird. Nach den Osterferien 1946 kehrte die Schule in ihr Gebäude zurück,

„das inzwischen durch den Hausmeister mit Fensterfolie und Pappe behelfsmäßig wetterfest gemacht worden ist.
Es fallen nun die beschwerlichen weiten Schulwege für unsere Kinder fort, bei dem prächtigen Wetter braucht auch nicht mehr wegen schlechten Schuhwerks gefehlt zu werden.
Ein froher Optimismus belebt wieder unsere Jugend. Die das Schuljahr beendenden großen Ferien bringen den gesundheitlich bedürftigen Kindern die ‚Ferienspiele‘ mit zweimaliger guter Speisung an jedem Spieltage, Ferienspielplatz ist die 10. Volksschule mit ihrem schattigen Schulhof und ihrem großen Sportplatz, der von amerikanischen ‚Bulldozern‘ wieder planiert worden ist.
Während des Krieges waren darauf eine Reihe von Splitterschutzgräben errichtet worden, die nach Beendigung der Kampfhandlungen gesprengt worden waren.“

Im Schuljahr 1946/47 standen dann 12 winterfeste, aber nur spärlich möblierte Klassenräume für 661 Schüler zur Verfügung, die von 7 ordentlichen Lehrkräften, 3 Schulhelfern und 6 Hilfslehrern unterrichtet wurden. Trotz dieser Bedingungen stellt Schulleiter Gräfe in der Schulchronik fest:

„Es geht aufwärts, die Kinder sind wieder fester in den Händen der Eltern und Erzieher, zeitbedingte böse Milieueinflüsse haben sich gemindert, die Wissenslücken verschwinden fortschreitend. Das Verhältnis zum Elternhaus ist durchweg gut und vertrauensvoll.“

Da inzwischen alle Schüler mindestens einmal schon Schuhe bekommen hatten, die kleineren sogar zweimal, stand einem regelmäßigen Schulbesuch nichts im Wege.

„Kurz vor Blockadebeginn (Juni 1948) hatte unsere Schule Heizmaterial bekommen.
Alle übrigen Steglitzer Schulen mußten nach Weihnachten mit dem Unterricht aufhören, wir konnten sparsam heizen. Die Zeit vor der in der ersten Dezemberwoche gegebenen Heizerlaubnis war für Schüler und Lehrer hart.
Wir unterrichteten zuletzt noch fast 3 Stunden in unbeheizten Räumen. Es mußten häufige Übungen zum Warmhalten eingeschoben werden.
Da die Kinder in ihren Wohnungen auch meistens keine Heizung hatten, ließ sich die harte Zumutung entschuldigen, sogar rechtfertigen. Erstaunlich ist, daß der Gesundheitszustand der Schüler und Lehrer in dieser Zeit gut war. Nie haben im Winter so wenig Kinder gefehlt.“

1949 – 1956

Im Sommer 1949 hatte die Schule in 22 Klassen 884 Schüler in den Klassenstufen 1 – 8.

Diese Zahl stieg im Schuljahr 1949/50 auf 980 Schüler, darunter 148 aus Seehof und Osdorf, sodass 24 Klassen in 13 Räumen in doppelter Schicht unterrichtet wurden.

Die 1948 per Schulgesetz eingeführte ‚Einheitsschule‘ wurde zum Schuljahr 1951/52 durch eine für alle Kinder gemeinsame sechsjährige Grundschule abgelöst, der Oberschulen wissenschaftlichen, technischen und praktischen Zweiges folgen.

Von 1953 an beginnt das neue Schuljahr nach den Osterferien. Da links der Straße nach Osdorf eine Siedlung mit 450 Wohnungen entstand, von der ein starker Zuzug von Schülern zu erwarten war, wurden Erweiterungsbauten notwendig, das Schulgebäude erhielt, von den mobilen Klassenräumen abgesehen, sein heutiges Aussehen mit dem Schuljahr 1954/55.

Nun fanden auch die ersten Klassenfahrten statt, deren Finanzierung schon damals nicht unproblematisch war. Mit dem Abriß des alten Gutshauses, das von 1878 an als Schulhaus, dann als Dienstwohnung für den Schulleiter und schließlich für einen Garteninspektor gedient hatte, mit dem Umbau der Turnhalle und mit der Schaffung einer angemessenen Grünanlage fanden die Erweiterungs-, Umbau- und Instandsetzungsarbeiten 1956 ein Ende.

1957 – 1967

So findet am 27. März 1957 in der Turnhalle die festliche Einweihung der Schule statt, der nun der Name ‚Giesensdorfer Schule‘ verliehen wird. 662 Schüler und Schülerinnen lernen in18 Klassen.

Das Kollegium besteht aus dem Schulleiter Gräfe, den Lehrern Lietz, Richter, Schmidt, Faulhaber, Flemmig und Müller, den Lehrerinnen Keilhack, Gauß, Wiggert, Müller, Bethke, Wahl und Schwarz sowie aus zwei Lehreranwärtern.

In den folgenden Jahren liegt die Schülerzahl zwischen 615 und 660 in 18 bzw. 19 Klassen. Mit dem 30.9.1963 scheidet der Schulleiter Herr Gräfe nach 18 Jahren aus seinem Amt, ihm folgt Rektor Reier bis zum April 1967.

Wieder macht sich Raumnot unangenehm bemerkbar: Schachtelunterricht für die 1. und 2. Klassen, der ehemalige Fahrradkeller wird in einen Behelfsklassenraum umgewandelt, auch im benachbarten Gemeindehaus wird im Konfirmandenraum Unterricht erteilt.

1965 und 1966 erfolgte die Renovierung fast aller Klassenräume. Wenn das Wetter in diesen Wochen keine Wandertage zuließ, musste auf den Fluren unterrichtet werden.

Zeichen der ‚Normalität‘ dagegen war der Schulgarten, dessen Ernteerträge ab 1964 nicht mehr zu Ladenpreisen verkauft wurden, sondern an die Gartenhelfer verteilt werden durften, bei Kirschen und Pflaumen bis in Griffhöhe.

Aktive Elternarbeit gab es im Musikraum, dessen niedrige Fenster gesichert wurden, und in Bezug auf die lange geforderte Ampelanlage an der Einmündung der Osdorfer Str. in den Ostpreußendamm.

1967 – 1972

Das Frühjahr 1967 brachte der 10. Grundschule eine erhebliche Veränderung:

Mit der Eröffnung der 17. Grundschule in der Hildburghauser Str. wechselten 10 Klassen, Rektor Reier und 10 weitere Kolleginnen und Kollegen zur 17. G. Schulleiter in den Jahren 1967 -1969 war Herr Rohde.

Ihm folgte im August 1969 Frau Müller, die dieses Amt bis zum 31.7.1990 innehatte. Die ersten Jahre ihrer Amtszeit waren (einmal wieder) von Raumnot gekennzeichnet, wie ihrem Bericht zu entnehmen ist.

So wurde auf Initiative einer Gruppe von Eltern, deren Kinder sich im Vorschulalter befanden, zwar ab November 1970 eine Vorklasse eingerichtet, diese aber wegen Raummangels im Haus Ostpreußendamm 58 untergebracht.

Im März 1971 konnten vier mobile Klassenräume in Betrieb genommen werden.

Mit Beginn des Schuljahres 1971/72 hatte damit jede der 21 Klassen ihren eigenen Raum, der ehemalige Fahrradraum war allerdings weiterhin Klassenraum. 1972/73 entstand der TNU-Raum, den wir heute als Computerraum nutzen.

1973 – 100 Jahre Giesensdorfer Grundschule

Vom 4. – 6. Juni 1973 feierte die Giesensdorfer Grundschule ihr 100jähriges Jubiläum mit einem großen Schulfest.

Im Lauf der folgenden sechs Jahre sank die Zahl der Schüler von 705 im Schuljahr 1973/74 auf 445 im Schuljahr 1979/80. So konnten in den folgenden Schuljahren zwei Klassenräume im Altbau zu einem Werkraum umgebaut werden, neben der Lehrerbücherei ein geräumiges Lehrerzimmer entstehen sowie der dringend benötigte Lehrmittelraum eingerichtet werden.

Tatkräftige Eltern hatten 1976/77 die Wiese neu gestaltet, was am 23.6.1978 mit einem großen ‚Wiesenfest‘ gebührend gefeiert wurde. Auch der vordere, damals noch asphaltierte Schulhof wurde mit Hilfe von engagierten Eltern etwas ansprechender gestaltet.

Nachdem schon seit den sechziger Jahren türkische Schüler diese Schule besuchten, kamen im Jahr 1980 vietnamesische Schüler hinzu, Kinder sog. ‚boat people‘, die nach einer abeteuerlichen Flucht vor den Schrecken des Vietnamkriegs bereits Monate bzw. Jahre in Flüchtlingslagern in Thailand zugebracht hatten.

Im Schuljahr 1981/82 folgten ihnen libanesische und palästinensische Schüler. In diesem Jahr lief die Schule mit Ausnahme der ersten Klassen nur noch zweizügig, die Gesamtschülerzahl betrug 364, davon 57 ausländische Schüler.

Zum Kollegium gehörten Fr. Müller (Schulleiterin), Fr. Lins, Fr. Schmidt, Fr. Jesorsky, Fr. Heneke, Fr. v. Bleichert, Fr. Kühn, Fr. Sachtleben, Fr. Bauer, Fr.Rahmich, Fr. Neumann, Fr. Paul, Fr. Eppinger, Fr. Ross, Fr. Schubert, Fr.Doege, H. Schlecker und H. Eichhorst sowie für die Vorklassen Fr. Altfeld und Fr. Stehlik.

In den folgenden Jahren stieg die Zahl der Schüler allmählich wieder auf etwas über 400 an, herausragende Ereignisse waren ein Schulfest unter dem Motto ‚Tanz und Spiel in Giesensdorf“ (1983), gemeinsame Weihnachtsfeiern aller Schüler in der Turnhalle und ein weiteres Schulfest anläßlich des 750jährigen Jubiläums der Stadt Berlin, bei dem ein ‚Nachbau‘ des Klassenraums von 1873 (einschließlich lebender Enten) zu erwähnen ist.

1988 – 1992

Nach einjähriger Bauphase hatte im Sommer 1988 der vordere Schulhof (fast) sein heutiges Aussehen.

Aus Mitteln der Elternspende konnte im Schulgarten der Teich geschaffen werden, der seitdem von gelegentlich recht lauten Fröschen bewohnt wird.

Im Frühjahr 1989 wurde ein weiterer Trakt mit sog. mobilen Klassenräumen auf der Wiese erstellt. Das Schuljahr 1989/90 war „geprägt von den Ereignissen in der DDR und in Ost-Berlin. …

Am 14. November 89 (wurde) ein neuer Übergang am Ostpreußendamm nach Seehof … geschaffen. Viele unserer Klassen ließen sich diesen historischen Augenblick nicht entgehen und hatten sich schon vor 8.00 Uhr zur feierlichen Eröffnung durch die Bürgermeister von Steglitz und Teltow und zur begeisterten Begrüßung der ersten Teltower in Lichterfelde eingefunden.

Einige Klassen nutzten die Gelegenheit, gleich auf der anderen Seite der Mauer auf Entdeckungsreise zu gehen und Bekanntschaften zu schließen. So entstand auch unser erster, zunächst privater Kontakt zur Maxim-Gorki-Oberschule in Kleinmachnow, der sich jedoch nach kurzer Zeit auf das Kollegium beider Schulen ausdehnte. …

Neben dem Kontakt zur Maxim-Gorki-Schule zeigte sich nach einigen Wochen …, daß bei vielen Lehrern der Noch-DDR ein großes Informationsbedürfnis vorhanden war.

So war unsere Schule vielfach Anlaufstelle für Lehrerinnen und Lehrer aus Teltow, Stahnsdorf und Trebbin, aber auch aus Marzahn, dem offiziellen Partnerbezirk von Steglitz.“

Nach elfjähriger Tätigkeit als Schulhausmeister trat Herr Wozny zum 31.12.89 in den Ruhestand, sein Nachfolger wurde Herr Stegmüller.

Frau Müller, die mittlerweile dienstälteste Schulleiterin in Steglitz war, trat zum 31.7.1990 in den Ruhestand, ihr folgte die Verfasserin dieser Zeilen. Konrektor der Schule wurde 1991 Herr Schlecker.

1992 – 1998

Am 22.5.1992 fand ein großes Schulfest unter dem Motto ‚Jubel und Trubel‘ statt, das bei herrlichem Wetter viel Anklang fand und dessen Ertrag in Gestalt eines großen Holzspielgeräts immer noch auf der Wiese zu sehen ist.

Die Zahl der Schüler stieg kontinuierlich auf etwa 500, so dass die Giesensdorfer Grundschule einmal wieder eigentlich zu viele Schüler hatte. Ein für 1993/94 geplanter Erweiterungsbau wurde nach der Wende aus finanziellen Gründen gestrichen.

Ein weiteres Schulfest am 12.5.1995 brachte trotz mittelmäßigen Wetters allen Beteiligten viel Freude; die eingenommenen Gelder bildeten den Grundstock der umfangreichen Arbeiten auf der Wiese und dem Schulhof im Jahr 1997. Ein Teil der Einnahmen wurde wie immer für einen sozialen Zweck gespendet.

Im Dezember 1995 beteiligten sich viele Klassen eifrig an einer Paketspendenaktion für Schulen im ehemaligen Jugoslawien.

Frau Jungnickel und Frau Ost, die viele Jahre das Sekretariat betreut hatten, verließen die Schule 1996 bzw. 1992, ihnen folgte 1996 Frau Neumann.

Im Schuljahr 1996/97 hielt der technische Fortschritt in Gestalt von gespendeten Computern älterer Bauart Einzug, die in der Computer AG von den Schülern intensiv genutzt wurden.

Im Juli 1998 wurde das 125jährige Jubiläum der Schule mit einem zweitägigen Schulfest begangen. Die Giesensdorfer Grundschule ist damit die älteste noch am ursprünglichen Standort stehende Grundschule des Bezirks Steglitz. Aus der zu diesem Anlass erstellten Jubiläumsfestschrift stammt der größte Teil dieses Artikels.

1999 – 2003

Durch die Aktion CidS erhielt die Schule in den Jahren 1999/2000 (und dann wieder in 2005) Computer der neuen Generation. So verfügen wir seitdem über einen Computerraum mit 14 Rechnern, und in den Klassenräumen der 4. bis 6. Klassen stehen ebenfalls Computer.

Die Firma Netsolution richtete ein Netzwerk ein und betreut es weiterhin kostenlos als Pilotprojekt, der Förderverein stellte Gelder für Kabel, Hubs und Computertische zur Verfügung, und Eltern, Lehrer und Hausmeister waren tage- und wochenlang tatkräftig am Werk.

Alle Rechner sind also miteinander vernetzt -und das Netz funktioniert auch- , so dass von jedem Rechner aus der Zugriff auf Internet und Lernprogramme möglich ist, sogar eMails von Klasse zu Klasse geschickt werden können. Dieses Angebot wird von den Schülern in Arbeitsgemeinschaften, in Teilungsstunden und in den Pausen begeistert angenommen – nicht nur zum Spielen…

Dieses Netz läuft mittlerweile als „thin client network“ mit Linux. Um weiterhin Windows-Programme nutzen zu können, benötigt man ein Crossover-Programm. Fünf Lizenzen Win4Lin wurden uns von der Firma Netraverse (Austin, Texas) kostenlos zur Verfügung gestellt.

2003 – 2008

Zum 1. Juni 2003 ging Herr Schlecker in den Ruhestand, ihm folgte als Konrektor Herr Krüger.

Die Erarbeitung eines Schulprogramms nimmt in den Jahren 2004 und 2005 breiten Raum ein.

Im Juni 2006 wird die erste Fassung von der Schulaufsicht genehmigt. Was es in diesen Jahren sonst noch aus dem Schulleben zu berichten gab, können Sie in unseren Schulbriefen nachlesen.

Im Jahr 2007 begannen die Bauarbeiten für einen Neubau mit vier Klassenräumen, 3 Gruppenräumen und einer Mensa. Mit dem Abriss des mobilen Trakts II. für das Jahr 2008 warten Schüler, Eltern und Lehrer nun gespannt auf die Fertigstellung.

Frau Heneke wird zum 1. Februar 2008 nach 34 Dienstjahren an der Giesensdorfer Grundschule in den Ruhestand versetzt.

Cornelia Heneke
Schulleiterin i. R. Februar 2008